Der Schlüssel zu wirklich schönen Fotos.
Seit über zehn Jahren trage ich nicht nur eine Kamera mit mir herum – ich trage Fotografie im Herzen. Klingt pathetisch? Ist es auch. Denn was als Unterrichtsaufgabe begann, wurde ziemlich schnell zur Obsession.
Ich stecke mitten in meiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton – das, was früher mal Fernsehkameramann hieß. Mein Dozent, ein Original aus Berlin mit dem passenden Namen Dr. Schwarz, ließ keinen Zweifel daran, was wir zuerst zu lernen hätten: „Wer filmen will, muss erst fotografieren können.“
Also standen da plötzlich Dinge wie Belichtung, Blende und Bildaufbau auf dem Lehrplan – streng vermittelt, scharf seziert. Dr. Schwarz brachte uns bei, dass wir diese Regeln nur gewissenhaft verinnerlichen müssten, um sie anschließend bewusst und gekonnt brechen zu dürfen. Auf seine “liebevolle” Berliner-Art demontierte er dann über lange Zeit so ziemlich alles, was ich unter der scheinbaren Anwendung dieser Grundsätze von meinen schulischen Fotoausflügen zurück zur Akademie brachte.
“Ditt is nüscht”
Das hörte ich ständig. Und während die Majorität meines Kurses es mit dem unbezwingbar scheinenden Dr. Schwarz aufgegeben hatten und sich auf andere Inhalte konzentrierten, lief ich erst richtig warm. Während seiner Vorträge über Henri Cartier-Bresson, Ansel Adams und James Nachtwey hing ich an seinen Lippen. Ich fotografierte Tag und Nacht. Träumte von einer Leica M6, hatte aber nur Kohle für eine Nikon D5100 - meine erste Kamera.
Stolz präsentierte ich sie und das montierte Kit-Objektiv meinem Mentor - und drei mal dürft ihr raten, wie seine Berliner Schnauze darauf antwortete. Aber dieses mal lächelte er, während die drei Worte über seine Lippen polterten. Zumindest glaube ich das.
Das alles spornte mich nur noch weiter an. Gemäß dem Motto: “Your first 10.000 photos are your worst” setzte ich alles daran, die Schallmauer der Auslösungen schnellstmöglich zu durchbrechen. Bleib dran, sagte mir Dr. Schwarz zu meinem Abschluss - und zitierte dabei den bereits erwähnten Bresson:
„Es ist illusorisch zu glauben, dass man mehr als ein oder zwei wirklich gute Fotos im Jahr machen kann.”
Und ja, ich blieb dran. Mit ein wenig Taschengeld für das “Knipsen” meiner Kumpels steigerte ich mich zu einer Nikon D800. Einer sündhaft teuren Vollformat, die heute für ‘nen Hunni auf Kleinanzeigen zu kaufen ist. Ich besuchte Martin Krolop bei seinen Workshops in Köln. Lernte an professionellen Modellen. Kaufte meinen ersten Bildband: “Ben Bernschneider - Tales of an American Summer” und war erschlagen.
Vielleicht war es das mich unfassbare Talent von Ben, vielleicht die viel zu künstlichen Settings bei meinen Model-Shootings, vielleicht war es die auf mich einprasselnde Flut an Social-Media-Content, womöglich aber auch meine zu hohen Ansprüche an mich. Who knows? Jedenfalls verabschiedete ich mich langsam von der People-Fotografie, ohne es wirklich zu merken. Die Verantwortung -zu liefern- schüchterte mein überkritisches Ich ein - so widmete ich mich schließlich der Landschaftsfotografie.
Auch, wenn ich nun den einfacheren Weg ging, war ich das erste Mal so richtig zufrieden mit meinen Bildern. Keine Ahnung, wie viel Geld ich insgesamt an whitewall.com gezahlt habe, aber ich wusste: Diese Fotos dürfen keinesfalls als digitaler Staub aus Einsen und Nullen auf irgendeiner Festplatte verkommen - Sie müssen an die Wand!
So gingen die Jahre ins Land und ich lehnte die immer wiederkehrende Fragen von Freunden und Bekannten, ob ich als Fotograf sie nicht mal ablichten wollen würde, souverän ab. Ganz aus dem Kopf wollte mir die People-Fotografie dann aber doch nicht gehen. Ich verschlang alles, was Ben Bernschneider produzierte. Schielte wehmütig auf jeden Fotografen, dem es scheinbar easy gelang, Menschen so richtig gut abzulichten. Den Schlüssel dazu suchte ich damals nicht mehr, vermutlich aus Angst, ich würde ihn nicht finden - es würde mir einfach nicht liegen.
2022. Dieses Jahr stellte alles auf den Kopf. Ich lernte meine Partnerin Maria kennen, meine Seelenverwandte und mein allergrößter Fan. Sie schubste mich immer dann an, wenn ich aus Sorge vor einem schlechten Ergebnis eher einen Rückzieher hätte machen wollen. “Doch du kannst es, du musst es nur endlich mal probieren” sagte sie und posierte über beide Ohren strahlend für ihren schlecht gelaunten Fotografen hinter seiner Sony A7IV. Es ist unbeschreiblich, auf welch lockere Art mich meine (kurioserweise mit Dr. Schwarz ortsverwandte) Partnerin dazu brachte, es nicht nur zu versuchen, sondern es wirklich zu wollen.
Alles schien plötzlich so federleicht zu sein: Echtes Lachen. Ohne Posing. Und plötzlich war da dieses Gefühl wieder. Ich erkannte sie – wirklich. Und in ihren Bildern auch mich. Maria hat mir den Schlüssel in die Hand gedrückt, ohne ihn mir aufzuzwingen. Sie hat mich einfach machen lassen. Wir beide waren gleichermaßen begeistert von den Bildern, die ich von ihr machte. Das erste Mal gelang es mir außerhalb der Landschaftsfotografie, so richtig in einem von mir gemachten Bild zu versinken. Der bislang fehlende Schlüssel war, Menschen so zu fotografieren, wie sie wirklich sind. Wie sie wirklich fühlen. Nicht wie ein Modell, das für professionelle Aufnahmen posiert. Sondern Menschen, die lieben und lachen. Und da war sie nun wieder - meine Faszination für das Fotografieren von Menschen.
Es dauerte nicht lange, da kam der zweite Impuls: Dorian, ich habe dir eine Hochzeit klargemacht. Du sagst doch zu oder? Spoiler: Ich sagte zu!
Zugegeben: Erstmal war ich erschlagen von der Verantwortung, die mit so einer Aufgabe auf mich zukommen würde. Aber ich freute mich auch riesig auf die vielen echten Momente, die ich einfangen würde. Da war er also - mein erster richtiger Job als Fotograf. Maria bot mir an, mich dorthin zu begleiten - was angesichts meiner Nervosität auch eine riesige Erleichterung mit sich brachte. Am Tag der Hochzeit verflog dann jede Unsicherheit - ab der ersten Sekunde war ich wie in meinem Element. Umgeben von Liebe, Aufregung, Lachen, Freudentränen – und ich durfte das alles festhalten. Ich wusste sofort: Das ist es. Schon beim Fotografieren merkte ich, dass die Bilder wundervoll echt werden würden - und das waren sie auch!
Heute bin ich offiziell unterwegs – mit Nebengewerbe, Webseite und der besten Supporterin überhaupt (Grüße an Maria ❤️). Ich fotografiere Hochzeiten, After-Wedding-Shootings, Babybäuche und Paare, die sich trauen, sich zu zeigen, wie sie wirklich sind.
Ich nenne das Ganze IMMERGLÜCK. Und es fühlt sich genauso an.
Rückblickend habe ich verstanden: Es geht nicht nur um Technik. Es geht um Vertrauen.
Die beste Kamera, das schönste Licht – all das ist nichts wert, wenn keine Verbindung entsteht. Wirklich gute Hochzeitsfotografie beginnt nicht mit dem Drücken des Auslösers, sondern schon mit dem Einlassen. Auf Menschen. Auf Gefühle. Auf das Unperfekte. Ich musste lernen, Kontrolle loszulassen – um genau das festzuhalten, was zählt: echte Emotionen. Und genau deshalb fotografiere ich heute Hochzeiten. Nicht, weil ich perfekte Bilder will. Sondern weil ich echte Geschichten erzählen möchte – in Bildern, die bleiben.
Ich bin Dorian von IMMERGLÜCK.